Baubericht meines Kamera-Sliders

Seit längerer Zeit beschäftige ich mich mit dem Gedanken einen Kamera Slider zu bauen. Die fertigen Kamera Slider, die es zu kaufen gibt, entsprachen entweder nicht meinen Vorstellungen, oder waren mir einfach zu teuer. So oft benötigt man das Ding ja auch nicht. Der Wunsch für die Zeitrafferaufnahmen aber auch die Kamera zu bewegen, ist halt schon sehr ausgeprägt vorhanden. Deshalb hatte ich mich mal an den Entwurf meines „Traum-Sliders“ gemacht. Das Ergebnis des Entwurfs ist auf dem ersten Bild des Beitrages zu sehen. Dabei handelt es sich aber erst um den 1. Bauabschnitt. Dieser wird aus dem Linearschlitten bestehen. Als Erweiterung ist noch eine Drehachse geplant, die auf den Schlitten gesetzt werden kann. Wann das alles dann mal fertig ist weiß ich noch nicht, aber man braucht ja immer so seine Träume. Mit dieser Drehachse möchte ich später evtl. auch Astroaufnahmen mit einem Ausgleich der Erdumdrehung realisieren.
Antreiben will ich die Achsen jeweils mit einem Schrittmotor, die Steuerung erfolgt über einen kleinen Mikroprozessor vom Typ Arduino mit einem entsprechenden Motor-Shield von Adafruit. Die ersten Vorversuche machten bereits einen vielversprechenden Eindruck. Ansteuern möchte ich sowohl meine Sony Kameras als auch meine GoPro. Für die GoPro gibt es zur Zeit verschiedene Ansätze der Ansteuerung, per WiFi oder über eine Zusatz Platine von CamDo. Die Ansteuerung der Sony Kameras ist dagegen über einen Kabelfernauslöser ein Kinderspiel. Ich hoffe das bleibt auch so und birgt nicht noch böse Überraschungen.
Im Moment bin ich hauptsächlich mit dem mechanischen Aufbau des Kamera Sliders beschäftigt. Da mir heute jedoch das letzte Sägeblatt meiner Bandsäge gerissen ist, geht es mit dem Bau vorerst nicht weiter.

Die Linearführung habe ich mir bei der Firma Igus bestellt. Dort gibt es unter dem Stichwort Kameraschlitten oder Kamera Slider bereits eine eigene Seite. Die meisten Selbstbauprojekte basieren wohl auf einer Schlittenkonstruktion von Igus. Mit meiner Führungsschiene bin ich sehr zufrieden. Der Schlitten läuft sehr leicht und die Gleitlager sind notfalls auch noch einstellbar. Die Länge der Führungsschiene, die ich bestellt habe, beträgt 1500mm, ob ich sie so lang lasse, weiß ich noch nicht. Kürzen kann ich sie später immer noch.

Ich werde vom weitern Bauabschnitten berichten. Jetzt muss ich erst mal auf meine neuen Sägeblätter warten. Verzögerungen sind wir ja in Deutschland bei derartigen Großprojekten gewohnt. Ich bin jedenfalls mal gespannt ob mein  Kamera Slider fertig wird bevor in Berlin die ersten Flugzeuge landen oder in Hamburg das erste Konzert in der Philharmonie gegeben wird….

Nachtrag 21.12.2014

Das Ergebnis meiner kleinen Adventsbastelei steht jetzt vor mir. Bis auf die Halterung für das Gehäuse mit der Elektronik ist der Bau der Mechanik heute abgeschlossen. Es war doch wieder mehr Arbeit als ich zuerst gedacht hatte. Da ich ja später evtl. noch eine Drehachse nachrüsten möchte, habe ich mir allerdings an einigen Stellen auch etwas mehr Arbeit gemacht. Bei der Montage der Elektronik bin ich noch nicht sicher, wo der optimale Ort ist. Entweder das Gehäuse fährt auf dem Schlitten mit, oder ich schließe es über ein Spiralkabel an. Die Software für die Steuerung ist leider noch nicht soweit. Vielleicht komme ich ja über die Feiertage etwas zum programmieren. Der Schrittmotor hat aber, provisorisch angeklemmt, schon die ersten Meter den Schlitten bewegt. Der Kugelkopf, der auf den Bildern zu sehen ist, ist nur testweise montiert. Der wird später noch durch eine stabilere Version ersetzt. Die ARCA-SWISS kompatible Klemmung darunter, hatte ich neulich bei Amazon bestellt. Die werde ich evtl. gegen eine etwas längere ersetzten. Das will ich aber erst mal testen. Der Kugelkopf soll aber später über eine solche Klemmung aufgesetzt werden.
Meine beiden alten Stative machen jedoch unter dem Slider eine ganz gute Figur, wieder mal ein Beispiel dafür, das man nichts wegschmeißen sollte. Jetzt müssen noch einige Änderungen in meinen Zeichnungen und Skizzen gemacht werden, wie so oft hat man ja beim Bau der Teile noch die eine oder andere neue Idee. Wenn jemand Interesse an den Bauzeichnungen hat, kann er sich gern bei mir melden. Die Kommentarfunktion ist ja wieder aktiviert, ansonsten steht die Mailadresse im Impressum. Es ist aber schon etwas Aufwand erforderlich und man sollte zumindest die Möglichkeit zum Fräsen von Aluminium haben. Nur mit einer Bohrmaschine und ein paar Feilen wird es schon etwas schwieriger. Bei der Software bin ich auch am überlegen, ob ich sie später als Open Source zum Download einstelle. Der von mir eingesetzte Arduino ist dafür ja optimal geeignet. Ich habe mir ja schließlich auch eine Menge von Anregungen in anderen Blogs geholt. Wenn nicht jeder das Rad neu erfinden muss, hat das Internet ja auch seine sinnvollen Seiten!  Unabhängig davon werde ich demnächst eine Liste der verwendeten Bauteile mit Bezugsquelle einstellen. Also weiterlesen….

Nachtrag 2. März 2015

Leider ging es mal wieder alles nicht so schnell, wie man sich das anfangs immer so vorstellt. Im Januar habe ich eine recht simple Software zur Steuerung des Sliders geschrieben. Es sind wirklich nur wenige Zeilen Code dafür nötig gewesen. Zur Bedienung ist nur ein kombinierter Start- und Richtungsschalter für die Fahrtrichtung, ein Poti für die Schrittanzahl zwischen den Fotos und ein weiteres Poti für die Standzeit während des Fotos vorgesehen. Mehr wollte ich bislang auch nicht für die  Linearbewegung. Am Schlitten sind natürlich auch noch Endschalter zur Begrenzung des Wegs vorgesehen. Was jetzt noch fehlte waren die Gehäuse und die Verkabelung.

Da es bei der Firma Conrad  wohl keine kompletten Kataloge für das Sortiment gibt, hat die Bestellung der Einzelteile übers Internet wirklich sehr viel Freude gemacht. Die Conrad eigene Suchmaschine grenzt, jedenfalls bei nicht bekannten Produktnamen, manchmal ans Lottospielen. Man sollte mal ausrechnen wo die Chance einen Treffer zu landen die größere Wahrscheinlichkeit hat, beim Lotto oder bei Conrad. Teilweise findet man dort die Bauteile schneller, wenn man sie über Google sucht. Dafür ist die Lieferung bei Conrad aber wieder rasend schnell gewesen, selbst für die Teile, die mir dann doch nicht so geeignet erschienen, war schnell ein Ersatz geliefert. Zum Anschluss meiner Kabel , LEDs, Optokoppler usw. habe ich noch eine Leerplatine für den Arduino bestellt. So ist jetzt ein Shield für den Schrittmotor und ein weiteres für die Anschlüsse auf dem Arduino.

Am Wochenende habe ich dann auch endlich mit dem Gehäuse für die Steuerung und den Akku angefangen. Das ganze sollte in einem kleinem Gerätekoffer, von Fa. Pollin, eingebaut werden. Dazu musste ich nur mal schnell  eine Frontplatte aus PVC fräsen, für die Schalter, LEDS usw. Mit dem mal schnell ging das Dilemma auch schon los. Normalerweise zeichne ich solche Sachen in einem CAD-Programm, generiere eine Plottdatei und fräse das ganze dann schnell mal aus. So der Plan.
Der Rechner an meiner Fräse hat sich nur noch mit einem kurzen Piepen aus seinem Leben verabschiedet. Ok, der war auch wirklich schon sehr alt und lief noch mit WIN98. Also habe ich am Wochenende meinen stillgelegten Homeserver entrümpelt und für meine Fräse neu installiert.
Da die Software für die Fräse leider auch schon etwas älter ist, habe ich vorsichtshalber nur XP auf den Rechner installiert, was auch mit diversen Updates recht zügig ging. Nun nahm das Drama aber seinen weiteren Lauf. Ein Teil meiner CAD-Software ließ sich nicht mehr auf so einem „neuen“ Betriebssystem installieren.  🙁

Die neuere Software führte jedoch immer wieder zu diversen Kompatibilitätsproblemen. „Zeichnung wurde mit einer Inkompatiblen Version erstellt“. Von diesem Satz habe ich in der letzten Nacht schon geträumt. Also habe ich den Sonntag damit verbracht, mir diverse Konvertierungstools aus dem Internet zu laden und zu testen. Klingt ja immer alles ganz toll, funktioniert nur leider selten wie beschrieben, jedenfalls in meinem Fall. Zum Schluss habe ich mir dabei auch noch einen Virus eingehandelt, den ich auch erst nach ein paar Stunden wieder los war. Nur mal eben….. haha.

Jetzt läuft aber wieder alles und heute habe ich dann tatsächlich mal schnell meine Frontplatte gefräst und den ersten Teil der Steuerung montiert. Alles wird gut…
Also dran bleiben, jetzt muss ich ja nur noch schnell den Rest vom Kamera Slider bauen…

Nachtrag 16. März 2015

Der erste Probelauf ist geschafft. In der letzten Woche habe ich das erste mal Aufnahmen mit dem Slider gemacht. Es ist natürlich kein spektakuläres Motiv, es ging ja nur um einen Test. Die Stecker sind auch noch provisorisch befestigt. Ich wollte halt probieren, ob ein Kabel reicht, oder ob es Störungen durch die Motoransteuerung gibt. Bei 12 Volt Versorgungsspannung  und dem langen Kabel, hat dann auch der Prozessor etwas gezickt. Dieser Fehler trat bei einem kurzen Verbindungskabel nicht auf. Trotzdem konnte ich einen kompletten Durchlauf machen. Der Slider lief ca. 2 Stunden und die Kamera hat ungefähr 1200 Bilder dabei gemacht. Die Videosequenz habe ich anschließend mit Lightroom und LRTimelapse erstellt und heute auch auf YouTube hochgeladen. Wer also Interesse daran hat, wie eine Kamerafahrt in der Zeitrafferfotografie aussieht, kann sich gern das Video ansehen.

Der erste Clip mit dem Slider

Ein paar Sachen werde ich jetzt noch etwas optimieren, aber im Prinzip bin ich schon ganz zufrieden. Ich werde weiter berichten, was ich noch ändern werde.

Nachtrag Februar 2016

Ich benutze zur Auslösung meiner Sony-Kameras die folgenden Kabel:

Das Kabel mit dem Mini-USB Stecker ist nicht das Originalkabel was ich verwende, das scheint es nicht mehr zu geben, es ist aber kompatibel. (Nachtrag Sep. 2016)

Der 2,5 mm Klinkenstecker hat den Vorteil, das man Anschlusskabel für beliebige Kamera-Fabrikate verwenden kann. Die Belegung der Klinkenstecker lässt sich sehr einfach austesten. Die meisten Kameras funktionieren nach dem Prinzip, das ein Signal für den Fokus und ein Signal für den Auslöser auf Masse gelegt wird. Ein Anschlussplan für verschiedene Kamera Fabrikate habe ich auf der Webseite  www.doc-diy.net gefunden. Damit lassen sich wahrscheinlich die meisten Kameras ansteuern.

Damit eine galvanische Trennung zwischen Kamera und dem Arduino erfolgt, habe ich die Ansteuerung über einen Optokoppler gemacht. Die Ansteuerung in der Software erfolgt über ein kurzes Setzten des entsprechenden Ausgangs. Ich benutze auch nur den Kontakt für den Auslöser. Den Fokus benutze ich nicht, da bei der Zeitraffer-Fotografie eigentlich nur mit manueller Fokussierung gearbeitet werden sollte. Ansonsten könnte sich der Fokus von Bild zu Bild verändern und man kann dann keinen Film mehr davon erstellen. Ich hoffe, ich konnte die Frage beantworten, ansonsten bitte nochmals nachfragen.

Da ich für meinen Slider auch zum ersten Mal mit dem Arduino gearbeitet habe, hatte ich mir vorher natürlich auch mal wieder ein Buch zugelegt. Recht gut gefallen hatte mir das Arduino Kochbuch. In diesem Buch sind die verschiedensten Problemstellungen erläutert und mit Beispielen für die Programmierung und den passenden Schaltungen ergänzt. Für mich war das eine recht gute Hilfestellung.

Unter den folgenden Links findet ihr weitere Dokumentationen zum Programm, den Schaltungen und zu den verwendeten Kaufteilen.

Programmlisting für den Kamera Slider

Schaltplan für den Kamera Slider

Kaufteile für den Kamera Slider

 

Noch ein Video, das ich mit dem Slider gemacht habe:

Sommerabend an der Ostsee

11 Gedanken zu „Baubericht meines Kamera-Sliders“

  1. Hallo Jörg
    Ich würde gerne deinen Slider Nachbauen. Besteht die Möglichkeit denn Arduinocode per Mail zu bekommen.
    Gruß Frank
    P:S: Geiles Projekt 🙂

  2. Hallo Jörg, Dein erstes Testvideo sieht vielversprechend aus, gute Arbeit. Ich brauche mal Erfahrungswerte darüber, welche Strecke der Slider in welcher Zeit zurücklegt. Freu mich auf eine Antwort.
    Gruß Stefan

    1. Hallo Stefan, ich habe den Slider so programmiert, das er zwischen einem und 20 Schritten fährt und dann für 0,5 bis 15 Sekunden stehen bleibt um ein Bild zu schießen. Deshalb war die Zeit für mich bislang nicht wirklich ein Thema. Bei der max. Anzahl von Schritten und der kürzesten Zeit für die Bilder, benötigt der Slider jetzt ca. 10 bis 12 Minuten von einem zum anderen Ende. Da ich den Slider für Timelapse benutze, wäre dies Einstellung in der Regel zu kurz und es würden zu wenig Bilder dabei entstehen.
      Gruß Jörg

  3. Hallo Jörg,
    Ich bin über eine Amazon Antwort auf dein Baubericht gekommen.
    Sehr interessantes Projekt!!!
    Ich bin gerade selber dabei einen Kamera Slider zu bauen. Wie hast du die Kamera vom Arduino auslösen lassen? Also wie angeschlossen und den Code? Habe auch eine Sony Kamera. Habe leider gar keine Ahnung. Wäre dir sehr dankbar.
    MfG
    W.Braun

    1. Hallo,
      ich habe den Baubericht heute mit einem kleinen Nachtrag ergänzt. Ich hoffe, das ich Deine Frage ausreichend beantworten konnte. Ansonsten bitte nochmals melden.
      Gruß Jörg

        1. Hallo,
          einen richtigen Schaltplan habe ich leider nicht. Ich wollte meine Schaltung schon längst mal dokumentieren, hatte aber noch keine Zeit dazu. Das Gleiche gilt im Moment auch für meinen Programmcode. Den würde ich unkommentiert und vor allen nicht entrümpelt, nicht so gern aus der Hand geben. Es nutzt ja nicht viel, wenn man nicht weiß was auf welchen Ausgang oder Eingang gelegt ist.
          Zur Ansteuerung, des Schrittmotors habe ich ein Motor Shield von Adafruit benutzt. Dazu brauchte ich dann auch keine Schaltung bauen.
          Gruß Jörg

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